Tagebuch einer Gefangenschaft

CHF 13.50

Sri Aurobindo
ISBN  978-3-931172-12-1
Verlag: Edition Sawitri
94 Seiten, kartonierter Einband, 146 g

Kategorie:

Beschreibung

Sri Aurobindo berichtet über die Zeit seiner politischen Gefangenschaft im Gefängnis von Alipur. Inhalt: In einer frühen Lebensphase, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, setzte Sri Aurobindo sich aktiv für die Unabhängigkeit Indiens ein. Während dieser Zeit wurde er als führende geistige Kraft der Freiheitsbewegung unter falschen Anschuldigungen inhaftiert. Unter teils extrem schweren Lebensbedingungen verbrachte er ein Jahr im Gefängnis von Alipur und hatte dort wichtige spirituelle Erfahrungen. Am Ende wurde er freigesprochen und schrieb bald darauf diesen tief bewegenden Bericht seiner Gefangenschaft. Leseprobe: Nachdem der Gefangenenaufseher Decken, Teller und Napf in meine Zelle gebracht und mich alleingelassen hatte, setzte ich mich hin und blickte mich um. Diese Einzelzelle schien mir besser zu sein als der Polizeigewahrsam in Lal Bazar. Dort schien sich die Einsamkeit wie ein gigantischer Körper, der sich beliebig ausdehnen konnte, durch die immensen Maße des Raumes noch zu vertiefen. Hier sahen die Wände freundlich aus, sie schienen von Brahman selbst geschaffen zu sein, und ich fühlte sie näher kommen, als wollten sie mich umarmen. Dort konnte man trotz hoher Fenster in der ersten Etage nicht einmal den Himmel sehen, noch sich vorstellen, dass es auf dieser Welt Bäume und Sträucher, Tiere, Vögel oder Wohnhäuser gäbe. Hier aber konnte ich den offenen Himmel und das Kommen und Gehen der Gefangenen beobachten, wenn die Tür zum Hof offen blieb und ich mich nahe dem Gitter meiner Zelle niederließ. Vor der Hofmauer stand ein Baum, dessen leicht bläuliches Laub mir Augen und Herz erfrischten. Ein Posten stand vor den sechs „Arrestzellen“ Wache, aber sein Gesicht und das vertraute Geräusch seiner Schritte, wenn er patrouillierte, waren mir so wert, als handelte es sich um die eines Freundes. Die Gefangenen, die aus dem benachbarten Stall die Kühe auf die Weide führen mussten, gingen an meiner Zelle vorbei, und dieses ländliche Bild von Kühen und Hirten erfüllte mich mit Freude.

Leseprobe: